Stadtentwicklungskonzept auf Kurs – Balance stimmt, aber offene Punkte bei Verkehr und Parkierung
Die FDP Wil beurteilt das vorliegende Stadtentwicklungskonzept grossmehrheitlich als ausgewogen. Aus unserer Sicht ist beeindruckend, was in der zur Verfügung stehenden Zeit erreicht werden konnte. Gleichwohl leidet der vorliegende Entwurf an einem zentralen Mangel: nämlich, dass zurzeit noch kein gleichwertiges Konzept für den Verkehr vorliegt. Dies ist sehr zu bedauern. Das vorliegende Stadtentwicklungskonzept hat viele Qualitäten. Jedoch fehlen klare Aussagen, wie namentlich im Bereich der Mobilität mit potenziellen Zielkonflikten umgegangen werden soll. Ohne Anbindung des nun vorliegenden Stadtentwicklungskonzepts an ein Verkehrskonzept bleiben viele der vorgeschlagenen Massnahmen isoliert, nicht fassbar oder auch nicht nachvollziehbar. Die Zustimmung zu diesen Massnahmen ist aus Sicht der FDP bedingungslos an ein passendes und geeignetes Verkehrskonzept zu knüpfen.
Dazu zwei Beispiele:
Beispiel Ortskern Bronschhofen: Das Stadtentwicklungskonzept sieht eine Aufwertung des Ortskerns von Bronschhofen vor. Eine solche ist grundsätzlich zu begrüssen, setzt jedoch voraus, dass der Durchfahrtsverkehr im Zentrum von Bronschhofen deutlich reduziert werden kann. Dies wiederum ist nur möglich, wenn die Netzergänzung Nord zeitnah realisiert werden kann. Einschränkungen im Verkehrsfluss auf den heutigen Hauptverkehrsachsen sind für die FDP nur dann hinnehmbar, wenn vorgängig alternative Ausweichrouten erstellt werden. Alles andere führt lediglich zu noch höherem Verkehrsaufkommen und nicht zu mehr Sicherheit und Wohnqualität.
Beispiel Bleicheplatz: Die Situation am Bleicheplatz steht sinnbildlich für die Frage, wie sich die Verkehrssituation im Stadtzentrum entwickeln soll. Die Antwort darauf wäre in einem übergeordneten Verkehrskonzept zu formulieren, welches integraler Bestandteil des Stadtentwicklungskonzepts sein müsste. Die FDP würde darin Antworten erwarten, wie die verschiedenen Verkehrsträger im Stadtzentrum behandelt werden. Bevorzugungen und Benachteiligungen einzelner Verkehrsträger lehnen wir ab. Ziel muss es sein, Lösungen zu entwickeln, welche die verschiedenen Ansprüche neben- und aneinander vorbeibringen. Es braucht Massnahmen, damit der Verkehr in der Stadt fliesst und nicht stockt. Die gute Erreichbarkeit der Innenstadt für Kundschaft, Gewerbe, Dienstleistungen sowie Besucherinnen und Besucher muss jederzeit gewährleistet sein. Wenn Wil weiterhin eine Rolle als Regionalzentrum spielen will, muss dafür in Kauf genommen werden, dass stets ein gewisses Mass an motorisiertem Individualverkehr in die Stadt gelangen will und darf. Vor diesem Hintergrund beurteilt die FDP auch die pauschalen Parkplatzreduktionen im Stadtkern und in einzelnen Quartieren als sehr kritisch. Erwartet werden kreative, wirksame Lösungen, die den Mobilitätsbedürfnissen aller Verkehrsteilnehmenden Rechnung tragen – insbesondere von Arbeitnehmenden, die ausserhalb der Stadt tätig sind und/oder deren Arbeitszeiten nicht mit den Betriebszeiten des öffentlichen Verkehrs kompatibel sind, sowie auch von der Kundschaft, welche von extern kommt und nicht mit öffentlichem Verkehr anreisen kann oder will. Gefordert wird ein wirkungsorientiertes Parkraummanagement mit Lenkung statt pauschaler Reduktion. Abgesehen von diesem wesentlichen Kritikpunkt erachten wir die Balance zwischen Weiterentwicklung und Bewahren als stimmig; wirtschaftliche, ökologische und soziale Anforderungen werden insgesamt adäquat berücksichtigt. Das Konzept ist in der Gesamtsicht strukturiert und nachvollziehbar, und die integrierte Betrachtung von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft wird begrüsst.
Der innerstädtischen Entwicklung kommt besondere Bedeutung zu. Das potenzielle Quartier Kreuzacker-Süd im Bereich Bronschhoferstrasse/Zürcherstrasse (hinter dem Flexymotel) verdient besondere Aufmerksamkeit. Die FDP sieht diese Arealentwicklung als überzeugende Chance zur Stärkung der Innenstadt, weil sie Frequenzen bündelt, die Nutzungsdurchmischung fördert und die Aufenthaltsqualität erhöhen kann.
Ebenso soll die Altstadt von Wil kein reines Wohnquartier werden. Angestrebt wird eine lebendige Mischnutzung mit attraktivem Gewerbe, Gastronomie, Kultur und wohnverträglicher Frequenz; entsprechende Massnahmen und flexible Bewilligungen sind sicherzustellen.
Die Parkierung am Bleicheplatz ist ein zentraler Baustein zur Belebung der Bahnhofstrasse und damit ein wichtiger Standortfaktor für die Innenstadt. Sie unterstützt die Erreichbarkeit und wirkt dem «Lädelisterben» entgegen. Bei einer Umgestaltung des Bleicheplatzes sind wegfallende oberirdische Parkplätze standort- oder zentrumsnah zu kompensieren. Aus Sicht der FDP bietet sich ein unterirdisches Parkangebot als Lösung an, ergänzt durch ein intelligentes Parkleitsystem und Kurzzeitparkplätze.
Die FDP unterstützt eine klimaresiliente Stadtgestaltung mit Entsiegelung, Begrünung, Beschattung und wassersensibler Planung. Priorität hat Qualität vor reiner Verdichtung: gute Gestaltung, Sicherheit, Aufenthaltsqualität und soziale Durchmischung. Zugleich ist ein ausgewogenes Verhältnis von Kosten und Nutzen sicherzustellen. Erwartet wird ein Monitoring mit messbaren Kennzahlen zur Wirksamkeitsüberprüfung. Die Einbindung von Gewerbe, Eigentümerschaft und Bewohnenden in Schlüsselprojekten ist erforderlich, um Akzeptanz und Qualität zu sichern.
Insgesamt unterstützt die FDP Wil den eingeschlagenen Kurs grundsätzlich. Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung sind ein verbindliches Verkehrskonzept, die gezielte Stärkung der Innenstadt mit dem Projekt Kreuzacker-Süd, die aktive Sicherung der Mischnutzung in der Altstadt sowie eine pragmatische, nachweisbasierte Parkierungspolitik mit Kompensation am Bleicheplatz.